Digitale Transformation - von Plan und Wirklichkeit

Eine neue Studie zum Thema digitale Transformation in Deutschland der Personalberatung Egon Zehnder in Zusammenarbeit mit dem Institut der deutschen Wirtsch
Digitale Transformation - von Plan und WirklichkeitDigitale Transformation - von Plan und Wirklichkeit
Eileen Becker
16.09.2016

Eine neue Studie zum Thema digitale Transformation in Deutschland der Personalberatung Egon Zehnder in Zusammenarbeit mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH hat Führungskräfte der 78 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands nach ihren Einschätzungen zum Fortschritt der eigenen digitalen Strategie, sowie der des wichtigsten Konkurrenten befragt. Die Studie präsentiert ein durchaus kontroverses Ergebnis.

das Ziel der Studie, die digitale Transformation aus der Perspektive der obersten Entscheidungsträger zu beleuchten. Da die digitale Transformation fundamentale Veränderungen mit sich bringen kann, können Unternehmenslenker maßgeblich Einfluss ausüben. Die Studie basiert daher auf einer Befragung, die sich ausschließlich an Vorstände und Aufsichtsräte der größten deutschen Unternehmen richtete.

- Dr. Sebastian van Baal, Leiter Empirie und Methoden

Vier beispielhafte Ergebnisse

Die digitale Transformation wird ein langer Weg. Insgesamt befinden wir uns dabei in Deutschland noch nicht auf einem Niveau, mit dem man zufrieden sein könnte.POSITIV:

  • Der Prozess der digitalen Transformation hat in die strategische Planung nahezu aller Unternehmen Einzug erhalten. Rund ein Drittel der Führungskräfte gibt an, eine fertige Strategie vorliegen zu haben, jedoch wird bei mehr als der Hälfte der Konzerne noch daran gearbeitet. Die Wichtigkeit scheint angekommen, die Umsetzung und Finalisierung jedoch läuft bisher eher mäßig.
  • Es scheint erkannt, dass digitale Transformation keine Aufgabe mit festem Beginn und planbarer Deadline ist. Sie wird von den befragten CEOs und Vorständen als „laufend entscheidend“ beschrieben, und damit als fortschreitende Entwicklung wahrgenommen. Das wachsende Verständnis für die Thematik lässt hoffen.

NEGATIV

  • In 8 von 10 Fällen wird angegeben, dass digitale Strategien vornehmlich der langfristigen Sicherung des Unternehmens dienen. Damit wird der digitalen Strategie nicht die visionäre Vorreiterrolle, die Innovationskraft mit risikobereitem neuem Schaffen zugeschrieben. Vielmehr wird hier mit eigentlich agilen Möglichkeiten nur widerwillig mitgezogen, wenn es denn wirklich sein muss. Natürlich werden digitale Prozesse und Geschäftsmodelle zur langfristigen Sicherung eines Unternehmens beitragen, jedoch nicht, wenn diese aus Angst vor neuem vollzogen wurden.
  • Nur etwa die Hälfte der befragten Unternehmen arbeitet mit Start-ups zusammen oder ist Teil eines Inkubatoren/Accelerator Programms. Dieser geringe Wert zeigt, dass die Unternehmen noch immer stark in konservativen Bahnen denken und noch wenig Bezug zu neuen, innovativen Ideen aus der digital nativen Start-up Welt haben. Dabei wäre dieser Bezug ungeheuer wichtig, um mögliche disruptive Technologien frühzeitig zu entwickeln, zu erkennen und damit selbst einsetzen zu können.

Digitale Transformation aus unserer Sicht...

80/100 - In der Studie wurde der „Soll-Zustand“ des Fortschritts im Bereich digitale Transformation mit einem Durchschnittswert von 80 % angegeben. Das ist zwar die richtige Richtung, aber bei Weitem nicht genug, um in Zukunft weiter Marktführerschaft und „First Mover“ Positionen zu erreichen.53/100 - Diese Punktzahl geben sich die Manager, wenn Sie die Umsetzung Ihrer eigenen digitalen Strategie bewerten. Dieser Wert kann auf 2 Arten gedeutet werden. Einerseits spricht der Wert aus dem Mittelfeld dafür, dass sich die digitale Strategie laufend an äußere Gegebenheiten anpasst und daher sozusagen per Definition nicht darauf ausgelegt ist, die 100 zu erreichen, sondern vielmehr ein andauernder Arbeitsprozess ist. Jedoch kann man diesen Wert auch als deutliches Zeichen dafür sehen, dass einige Manager sich im Thema digitale Transformation wie ungelenke Jäger auf einer Hasenjagd befinden, bewaffnet mit Platzpatronen.45/100 - Die Einschätzung des jeweils wichtigsten Konkurrenten auf dem eigenen Markt liegt bei 45 von 100 Punkten, ein Wert mit großem Interpretationsspielraum. Man kann argumentieren, dass die im Verhältnis umsatzstärksten Unternehmen auch digital eben stärker als ihre wichtigsten Konkurrenten sind. Möglicherweise zeigt dieser Wert jedoch auch, dass vielen Unternehmen der Blick für die alte und neue digitale Konkurrenz fehlt. Neu aufkommende digitale Geschäftsmodelle der Konkurrenz werden die wirtschaftliche Zukunft formen, auch die des eigenen Unternehmens.Viele unserer Kunden machen vor, wie es besser geht. Case Studies auf unserer Ressourcen Seite zeigen, wie gelungene digitale Prozesse und agile Systeme in Unternehmen implementiert werden können und erfolgreich neue Geschäftsmodelle einleiten. Keinem unserer Kunden würden wir eine 53/100 geben, jedoch strebt von ihnen auch keiner nur 80 % Fortschritt in seiner digitalen Transformation an.Die gesamte Studie gibt es kostenfrei zum Download als .pdf auf der Seite von der Beratungsagentur Egon Zehnter selbst, sowie bei iwconsult.de. Wir freuen uns sehr über das breite wissenschaftliche Interesse in diesem Gebiet.

Eileen Becker
Sep 16, 2016