Wenn man an Innovation bei einem Pharmariesen denkt, erscheinen schnell Bilder von riesigen Forschungslabors, milliardenschweren Entwicklungsprogrammen und Teams von Wissenschaftler:innen hinter verschlossenen Türen. Doch in einem kürzlich stattgefundenen Webinar von innosabi mit AstraZeneca verlagerte sich der Fokus auf etwas ganz anderes: Wie Innovation durch Zusammenarbeit skaliert werden kann – und wie Erkenntnisse aus dem Gesundheitswesen Unternehmensinnovation branchenübergreifend inspirieren können.
Das Gespräch, moderiert von Madeleine Thun, Co-Lead des A Catalyst Network von AstraZeneca, behandelte Themen von Ökosystempartnerschaften bis hin zu patientenzentrierten KPIs. Die gesamte Diskussion steckt voller wertvoller Einblicke – hier sind fünf zentrale Erkenntnisse, die besonders hervorstechen.
Madeleine brachte es während des Webinars auf den Punkt: „Im Catalyst Network arbeiten wir mit dem erweiterten Gesundheitsökosystem zusammen, um Innovation über die reine Medikamentenentwicklung hinaus voranzutreiben.“
AstraZeneca folgt einem Leitsatz, der die gesamte Innovationsstrategie prägt: „Love the Problem, Scale the Outcome.“
Auf den ersten Blick klingt das fast zu simpel. Doch die Stärke liegt in dem, was dieser Ansatz verhindert: sich in ein bestimmtes Projekt, Tool oder eine Technologie zu verlieben. In großen Organisationen ist es verlockend, Ressourcen in eine vielversprechende Lösung zu stecken und sie überall auszurollen. Das Risiko: eine starre Lösung auf unterschiedliche Märkte zu pressen.
„Das Problem zu lieben bedeutet, wirklich zu verstehen, was gelöst werden soll – die Prozesse, die beteiligten Personen, die Auswirkungen und was sich tatsächlich ändern muss.“
Stattdessen konzentriert sich AstraZeneca darauf, die eigentliche Herausforderung genau zu verstehen. In einem Land kann z. B. die frühzeitige Diagnose durch KI-gestützte EKG-Tools unterstützt werden, während in einem anderen Land völlig andere Ansätze notwendig sind. Die Details ändern sich – das Ziel bleibt: bessere Patientenergebnisse.
Lektion für Unternehmen: Fokussieren Sie sich auf das Problem, nicht auf das Projekt. Gute Lösungen ergeben sich daraus.
Eines der größten Hindernisse für die Zusammenarbeit zwischen Konzernen und Startups ist Angst: Angst, geistiges Eigentum zu verlieren, überschattet zu werden oder in ein Abhängigkeitsverhältnis zu geraten, in dem der große Partner alle Entscheidungen trifft.
Erfahren Sie, wie führende Unternehmen und Start-ups ihre Ängste überwinden und eine echte Zusammenarbeit aufbauen – lesen Sie hier den vollständigen Beitrag.
AstraZeneca verfolgt hier einen ungewöhnlich offenen Ansatz: Sie verlangen nicht, dass Startups ihr geistiges Eigentum abgeben. Stattdessen werden Partnerschaften als „Triple Win“ gestaltet – gut für das Gesundheitssystem, gut für das Startup und gut für AstraZeneca.
„Wir beanspruchen kein geistiges Eigentum der Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir unterstützen und verfolgen gemeinsam ein Ziel.“
Was idealistisch klingt, ist in Wirklichkeit hoch pragmatisch. Startups kooperieren eher, wenn ihre Arbeit geschützt und wertgeschätzt wird. AstraZeneca wiederum erhält Zugang zu innovativen Ideen, ohne diese zu ersticken. Dieser Perspektivwechsel – von Besitzdenken zu ergebnisorientierter Zusammenarbeit – ist einer der entscheidenden Unterschiede im Modell.
Lektion für Unternehmen: Vertrauen schafft bessere Ökosysteme als Verträge.
Viele gehen davon aus, dass AstraZenecas Rolle endet, sobald eine Therapie entwickelt ist. In Wahrheit betrachtet das A Catalyst Network jedoch die gesamte Patientenreise – von der Identifikation gefährdeter Bevölkerungsgruppen bis zur langfristigen Therapietreue.
Dieser erweiterte Wirkungsrahmen macht die Initiative so ehrgeizig: Es geht nicht nur um Wissenschaft, sondern um systemische Herausforderungen wie Zugang, Diagnoseverzögerungen und Therapietreue. Praktisch bedeutet das: Zusammenarbeit mit Krankenhäusern, Kostenträgern, Patientenorganisationen und Technologiepartnern – nicht nur mit Forschungslabors.
„Damit Patient:innen gut behandelt werden, müssen sie zuerst identifiziert, dann korrekt diagnostiziert, auf die passende Therapie gesetzt und langfristig begleitet werden. Dafür braucht es das gesamte Ökosystem – nicht nur die Pharmaindustrie.“
Deshalb ist das Netzwerk bewusst inklusiv gestaltet und umfasst Startups, Scale-ups, akademische Einrichtungen und mehr. Das Gesundheitswesen ist zu komplex, als dass ein einzelnes Unternehmen es allein lösen könnte. Indem AstraZeneca den Blick vom einzelnen Produkt auf das gesamte System richtet, entsteht eine größere Wirkung.
Lektion für Unternehmen: Vergrößern Sie den Blickwinkel – betrachten Sie das gesamte System, in dem Ihr Produkt wirkt.
Einer der einprägsamsten Punkte des Webinars war der praktische Rat an große Unternehmen. Madeleine sagte es deutlich: Verschwenden Sie nicht die Zeit von Startups.
„Der Schlüssel liegt darin, Champions und Führungskräfte zu finden, die den Mut haben, sich einzubringen. Die meisten Menschen haben ein wenig Angst – aber mit den richtigen Botschaftern werden andere folgen.“
Das bedeutet zweierlei:
Andernfalls riskieren Sie, vielversprechende Kooperationen in endlosen internen Diskussionen zu blockieren. Für Startups – die schnell agieren und begrenzte Ressourcen haben – kann solch ein Stillstand fatal sein.
Dieser ungewöhnlich selbstkritische Ton von AstraZeneca erklärt, warum der Ratschlag so gut ankam. Echte Innovationspartnerschaften brauchen nicht nur mutige Ideen, sondern auch operative Ehrlichkeit.
Lektion für Unternehmen: Selbstwahrnehmung ist ein unterschätzter Innovationsfaktor. Kennen Sie Ihr Tempo, stehen Sie dazu und behindern Sie andere nicht.
Innovationsmetriken können schnell unübersichtlich werden. Allzu oft feiern Unternehmen die Anzahl an gestarteten Pilotprojekten, verkündeten Initiativen oder unterzeichneten Partnerschaften. Das sieht in Berichten gut aus – sagt aber wenig über den tatsächlichen Impact aus.
AstraZeneca dreht den Spieß um. Die wichtigsten Kennzahlen sind radikal patientenzentriert:
Dieser Fokus auf Ergebnisse statt Output hält das gesamte Netzwerk geerdet. Statt „Vanity Metrics“ verfolgt AstraZeneca, was wirklich zählt: verbesserte und verlängerte Leben.
Wenn Sie Innovationen nicht messen können, können Sie sie auch nicht skalieren. Erfahren Sie in unserem ultimativen Leitfaden, welche KPIs am wichtigsten sind.
Lektion für Unternehmen: Definieren Sie Erfolg neu – weg von Aktivität, hin zu Wirkung.
Der Ansatz von AstraZeneca verdeutlicht eine oft übersehene Wahrheit: Innovation skaliert nicht allein durch Ideen, sondern durch das Ökosystem und die Strukturen, die sie tragen.
Doch diese Einblicke sind nur der Anfang. Das vollständige Webinar beleuchtet unter anderem:
Madeleine brachte es treffend auf den Punkt:
„In einer großen Organisation, in der Teams eigenständig arbeiten, weiß oft die rechte Hand nicht, was die linke tut. Plattformen wie innosabi Startup verschaffen uns einen unternehmensweiten Überblick.“
Möchten Sie die gesamte Diskussion sehen? Schauen Sie sich die komplette Webinar-Aufzeichnung an.